Sonntag, 27. April 2014

Kochen in Holland

Wir machen immer wieder Ferien in den Niederlanden, genauer gesagt, am westlichsten Zipfel an der Nordseeküste, der noch zu den Niederlanden gehört, in der Provinz Zeeland, an der belgischen Grenze.
Die Holländer sind nicht unbedingt für ihre kulinarische Vielseitigkeit oder Kreativität bekannt. Wer wie ich im holländischen Grenzgebiet aufgewachsen ist, kennt eher Frikandel, Fleischkrokette und Bami-Happen. Und das wird alles frittiert, also nicht unbedingt etwas für die schlanke Linie..
Aber natürlich bekommt man 500m vom Meer entfernt auch den besten, frischesten Fisch, und eine riesen Auswahl dazu. An unserem ersten Tag gab es das hier:
Rezept Nr. 1: Frittierte Sepia und Garnelen, dazu Zucchini-Sticks.
Sepia sind kleine Tintenfische, auf dem Fischmarkt in Sluis sind sie komplett gehäutet, gesäubert und entbeint (ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, ob man bei Tintenfischen von entbeinen spricht oder eher von entgräten..), das Fleisch ist weiß, auch die Tentakeln sind weiß, manchmal mit ein wenig lila. Die Tuben der Sepia habe ich von den Tentakeln getrennt und halbiert, die Tentakeln lasse ich je nach Größe ganz oder schneide sie auch noch mal in der Hälfte durch. Bei den gekochten Garnelen entferne ich vom Panzer nur den Kopf und die Beinchen. In einer großen Schüssel wird der Fisch dann mit Mehl und einer Prise Salz gemischt. Vom Mehl bleibt nur das am Fisch kleben, was muss, man kann also nicht zu viel nehmen.
In der Zwischenzeit Fritöse anschmeißen oder in einem großen Topf 1,5 bis 2 Liter Frittierfett oder Sonnenblumenöl erhitzen (wenn Bläschen am Holzlöffel aufsteigen, ist das Fett heiß genug). Nach und nach den Fisch im Fett frittieren, bis die Panade leicht gebräunt ist. Auf Küchenpapier abtropfen lassen.
Für die Zucchini-Sticks das Gemüse in Streifen schneiden, ebenfalls mehlen und entweder im gleichen Topf frittieren oder in einer Pfanne mit Olivenöl anbraten. Beim frittieren saugt sich die Zucchini etwas mehr mit Öl voll, finden vielleicht viele nicht so lecker. Beim anbraten in Olivenöl kommt natürlich noch der leckere Olivenöl-Geschmack dazu, außerdem werden sie knuspriger.
Dazu passt Mayonnaise vermischt mit Zitronensaft zum Dippen, oder Aioli
Übrigens: Den verbliebene Panzer und Schwanz bei den Garnelen kann man mitessen! Geschmacklich macht der nichts, aber die Garnelen haben dadurch natürlich viel Crunch und erinnern ein wenig an Chips. 

Rezept Nr. 2: Leckere Beilage zum frischen Fisch: Pesto-Risotto und geschmorte Tomaten:

Wir hatten keine Pinienkerne für das Pesto. Es gab zwar welche im Supermarkt in Belgien, aber nur in riesigen Tüten und Pinienkerne sind teuer, deshalb habe ich darauf verzichtet und das Pesto nur aus Basilikum, Olivenöl und Parmesan gemacht: Basilikum in ein hohes Gefäß geben, etwas Olivenöl darüber gießen und mit dem Pürierstab pürieren, nach und nach Olivenöl zugießen, bis das Pesto schön samig ist, dann je nach Menge des Pestos Parmesan untermischen. Falls das Pesto durch den Parmesan wieder fester wird, einfach noch etwas Olivenöl untermischen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. 
In der Zwischenzeit ca. 1,5 Liter Wasser im Wasserkocher aufkochen. Eine Zwiebel und 2-3 Knoblauchzehen klein schneiden, in einem weiten Topf etwas Olivenöl erwärmen, Zwiebel und Knoblauch dazu geben und glasig dünsten. Dann eine Tasse Reis zugeben, etwas anschwitzen lassen. Das Wasser aus dem Wasserkocher in ein Gefäß geben und mit 2-3 EL Instant-Brühe mischen. Den Reis mit einem Glas Weißwein oder Rosé ablöschen (ja, ich hatte noch eine Flasche Rosé offen und dachte mir, dass das sicher auch geht, und es stimmt!) und den Wein kurz aufkochen lassen und dann auf mittlerer Hitze weiterköcheln lassen, bis er verdampft ist. Dabei den Reis immer wieder umrühren. Sobald die Flüssigkeit fast weg ist, 2-3 Suppenkellen Brühe über den Reis geben, rühren, rühren, rühren, bis die Flüssigkeit weg ist und dann wieder Brühe zugeben. Das alles wiederholen, bis der Reis gar ist (dauert ca. 15 bis 20 Minuten). Zwischendurch Salz und etwas Pfeffer zum Reis geben und am Ende noch mal abschmecken. Nicht zu viel Salz nehmen, da der Parmesan auch salzig ist. Wenn der Reis gar ist, vom Herd nehmen, 2-4 EL geriebenen Parmesan unterrühren und etwas ziehen lassen.
Die Cocktail-Rispentomaten lasse ich am Strunk, das sieht schöner aus, lege sie in eine kleine Auflauf-Form, etwas Olivenöl und Salz darüber verteilen und ab damit in den Ofen. Je nach Geschmack, bei ca. 180 Grad, für 10-20 Minuten schmoren. Nach 10 Minuten sind sie noch etwas knackig, nach 20 im Inneren schön weich und heiß.

Tipp für frischen Fisch: Falls der Fisch aus der Plastikverpackung kommt, würde ich ihn noch mal kurz abwaschen und abtupfen, dann in Mehl wenden und abklopfen. In einer Pfanne Sonnenblumenöl und ein Stück gesalzene Butter erhitzen, den Fisch darin von beiden Seiten anbraten, bis die Mehlkruste leicht gebräunt ist. Zum Ende der Garzeit noch mal ein Stückchen Salz-Butter zugeben und salzen und nach Geschmack auch pfeffern. Wer mag, gibt auf seinem Teller etwas Zitrone auf den Fisch.

Rezept Nr. 3: Nudelsalat mit gegrilltem Gemüse zu marinierten Lamm-Kotelettes

Die Lamm-Kotelettes abwaschen, trocken tupfen und in einen Gefrierbeutel legen. 3-5 Knoblauchzehen andrücken, etwas Petersilie und Rosmarin grob hacken, eine Chili-Schote in Stücke schneiden, alles zum Lamm in den Gefrierbeutel geben, den Saft einer halben Zitrone und Olivenöl zugeben, salzen und pfeffern, und dann den Gefrierbeutel gut verschließen. Den Inhalt des Beutels von außen gut verschmischen und ein bißchen kneten. Dann für mindestens 4 Stunden in den Kühlschrank legen.
Nudeln in reichlich Salzwasser kochen, Basilikum-Pesto vom Vortag (siehe oben) und 3-4 EL Creme fraiche mit den noch heißen Nudeln mischen und ziehen lassen. In der Zwischenzeit eine Zucchini, eine Paprika, eine Chili-Schote putzen und in nicht zu kleine Stücke schneiden. Ein Glas Oliven abtropfen lassen. Das Gemüse außer den Oliven in einer großen Pfanne in etwas Olivenöl scharf anbraten, gut salzen und pfeffern. Noch heiß unter die Nudeln mischen, Oliven zugeben und auskühlen lassen. Dabei immer wieder durchmischen. Vor dem Verzehr noch mal abschmecken, meistens kann dann noch immer etwas Salz dran, da die Nudeln und auch das Gemüse viel Salz aufsaugen. Und es gibt kaum etwas schlimmeres als einen laffen Nudelsalat.
Die Lamm-Kotelettes direkt aus dem Beutel auf eine heiße Grillpfanne legen. Wer mag, pickt sich Knoblauchzehen, Chilis, Rosmarin und Petersilie raus und legt es mit in die Pfanne. 

Rezept Nr. 4: Impro-Erdbeer-Küchlein


Am Ostersonntag sollte es doch auch Kuchen geben, nicht wahr? Einziges Problem: Fertig-Böden gibts nicht in Holland! Zumindest nicht in den Supermärkten, in denen wir waren. Etwas verwunderlich ist das schon, denn die Auswahl an frischen Fertiggerichten ist riesig (Nudel- und Kartoffelsalate, Törtchen, Pies, Nudelgerichte, gekochte Kartoffeln... ach, eine endlose Liste könnte ich hier machen..). Aber vielleicht backen die Holländer einfach gern.
Meine Idee war, fertige Waffeln zu nehmen. Die ganz einfachen weichen, die man immer und überall bekommt, laufen hier zu Lande auch oft unter Frischei-Waffeln
Die Waffeln habe ich mit gezuckerter Creme fraiche bestrichen, für 6 Stück waren das ca. 6 EL. Dann die Erdbeeren darauf verteilen. Bei dem Tortenguss mit Erdbeer-Geschmack habe ich die Hälfte der Flüssigkeit mit Bessen Genever getauscht, das gab einen leckeren, fruchtigen Geschmack, schmeckte aber nicht nach Alkohol. 
Die Idee ist gut angekommen und eine witzige Alternative zu den stehts selben Tortenböden!

Das wars zum Selber-kochen, in einem der nächsten Artikel erzähl ich euch dann mal, was man in Holland auf jeden Fall auch auswärts mal probieren sollte!

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